Innen-oder Außendämmung?

Veröffentlicht: 03.11.2012

DämmstoffeBei der Sanierung von Gebäuden ist zum Erreichen einer guten Energiebilanz und damit verbundener geringerer Energiekosten oft eine Wärmedämmung der Fassade vorgesehen. Noch vor der Auswahl des passenden Dämmstoffs stellt sich die Frage, ob eine Innen- oder Außendämmung zu wählen ist. Um die Antwort vorwegzunehmen: ich empfehle grundsätzlich, eine Außendämmung zu bevorzugen. Eine Innendämmung ist dagegen nur in einigen Ausnahmefällen im Vorteil. Diese Aussagen möchte ich im Folgenden begründen.

Dämmwirkung

Beide Varianten sind bei gleicher Dämmstoffstärke natürlich gleichwertig bezüglich ihrer Dämmwirkung. Es ist jedoch zu beachten, dass bei einer Innendämmung immer Wohnraum verringert wird, während nach außen hin in der Regel viel Platz ist. Sinnvolle Dämmstärken von mehr als 10 Zentimetern (siehe z. B. hier) können praktisch nur mit einer Außendämmung realisiert werden. Zudem sind bei Innendämmungen Wärmebrücken (z. B. Geschossdeckenanschlüsse) meist unvermeidbar, bei Außendämmungen kann dagegen eine fast „nahtlose“ Dämmschicht aufgebaut werden.

Feuchte- und Schimmelproblematik

Bauphysikalisch besteht bei einer Innendämmung das Problem, dass hinter der warmen Dämmebene immer eine kalte Wand (Außenwand) folgt. Warme, feuchtebeladene Innenluft, welche durch die Dämmschicht diffundiert, kondensiert an dieser kalten Fläche aus, im schlimmsten Fall kommt es zur Durchfeuchtung hinter der Innendämmung mit den damit verbundenen Problemen (Schimmel, Schädigung von Holzbauteilen usw.). Entsprechende Berechnungen können zum Beispiel hier kostenlos durchgeführt werden. Dieses Problem kann zum Beispiel durch den Einbau einer Dampfbremse innen oder durch Verwendung kapillar leitfähiger Dämmplatten (z. B. sogenannte „Klimaplatten“) beherscht werden, die Lösungen sind jedoch preisintensiv und fordern fachgerechte und im Detail genaue Verarbeitung.

Thermische Masse und Behaglichkeit

Eine funktionierende Innendämmung schließt die Wand aus der beheizten Zone aus, das heißt: die Außenwand bleibt im Winter kalt, im Sommer wird sie aufgrund fehlenden Wärmetransports nach innen wärmer als ohne Dämmung. Das zieht erhöhte Belastungen der Bausubstanz aufgrund höherer Temperaturschwankungen nach sich. Außerdem wird die thermische Speichermasse der Wand wirkungslos, der Raum kann schneller aufgeheizt werden, wird aber auch schneller wieder kälter (sinnvoll nur bei selten genutzten Räumen wie etwa Gästezimmer, Veranstaltungsräume u. ä.). Im Sommer sind Räume mit Innendämmung in der Regel wärmer als ohne Dämmung, da die „kühlende“ Wirkung insbesondere dicker Lehm- und Ziegelwände eliminiert wird.

Gründe für ausnahmsweisen Vorzug einer Innendämmung

Aus bauphysikalischen und an der Behaglichkeit der Räume orientierten Gründen ist also eine Außendämmung grundsätzlich vorzuziehen. Dennoch kann es eine Reihe von Gründen geben, wo eine Innendämmung sinnvoll bzw. unumgänglich ist, wenn

  • denkmalgeschützte oder besonders erhaltenswerte Fassade
  • wenn nur einzelne Räume oder Gebäudeteile saniert werden sollen
  • selten genutzte Räume oder Gebäude
  • Gründe der Bauorganisation/des Baubudgets (kein Gerüst vorhanden, witterungsunabhängiger Einbau möglich)

Bei einer Innendämmung können auf jeden Fall schneller schwerwiegende Fehler gemacht werden, es ist also ganz besonders auf fachgerechte Planung und Ausführung zu achten.

Bildquelle: Rainer Sturm  / pixelio.de