Ist Bioenergie eine Ursache für Welthunger?

Veröffentlicht: 20.10.2010

Im Zusammenhang mit der energetischen Nutzung von Biomasse - insbesondere dem Anbau von Energiepflanzen - steht häufig die Diskussion um mögliche Nutzungskonkurrenzen. Kernpunkt der Problematik ist, dass potenzielle Nahrungsmittel entweder direkt einer energetischen Nutzung zugeführt (das heißt meistens im Klartext: verbrannt) werden bzw. entsprechende Ackerflächen umgenutzt werden. Der Slogan "Leerer Teller, voller Tank" bringt diese kritische Sichtweise überspitzt auf den Punkt.

Die Problematik ist ohne Zweifel vorhanden und muss bei der Nutzung von Biomasse stets auch mit bedacht werden. Lupulo befürwortet in seinen Grundsätzen (siehe auch hier) eine vorrangige Nutzung von Reststoffen, auch um eventuell auftretende Nutzungskonkurrenzen auszuschließen.

Es ist aber auch zu beachten, dass die energetische Biomassenutzung auch von fachkundiger Stelle nicht als prinzipiell ursächlich für Hunger und Armut gesehen wird. Vielmehr weist die Welthungerhilfe in einer Mitteilung zum Welthungertag am 14.10.2010 ausdrücklich darauf hin, dass Nahrungsmittel in ausreichender Menge erzeugt werden, jedoch weltweit vergeudet werden. Danach werden in Deutschland - aufgrund billiger Preise, mangelnden Bewusstseins und strenger Normen - jährlich über 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel als Müll entsorgt. In den Entwicklungsländern hingegen verderben bis zur Hälfte aller Lebensmittel auf dem Weg vom Acker bis zum Teller bedingt durch schlechte Lagerhaltung, mangelnde Transportwege und fehlende Vermarktungsmöglichkeiten.

Ein Ausweg ist nach Wolfgang Jamann dem Generalsekretär der Welthungerhilfe, darin zufinden, innerhalb der Industrieländer wieder zu einem bewussten und wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln zurückzufinden. In den Entwicklungsländern muss neben der Produktivität auch die effiziente Nutzung und Verwertung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen gefördert werden. Hier ist auch eine Priorisierung der Nahrungsmittelerzeugung vor einer industriellen Nutzung sinnvoll, ansonsten drohen hier die oben genannten Probleme in großem Umfang (siehe auch hier).

Die Arbeit an diesen Zielen führt nach Meinung des Autors zu einer Minderung der Hungerproblematik als eine pauschale "Verteufelung" der energetischen Biomassenutzung.  Diese ist - sinnvoll und verantwortungsvoll umgesetzt - unabdingbar für eine nachhaltige Versorgung mit Energie, was neben der Nahrungsmittelerzeugung ebenfalls ein Grundbedürfnis der Menschheit darstellt.

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