Bei der energetischen Beurteilung von Gebäuden (Energieausweis, KfW-Effizienzhäuser u. Ä.) wird häufig der sogenannte Primärenergiebedarf als Kenngröße herangezogen. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, muss man sich zunächst etwas mit den verschiedenen Energiebegriffen beschäftigen. Als Primärenergie wird Energie „so wie sie ursprünglich vorkommt“ bezeichnet. Hier sind also natürliche Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas oder Waldholz, aber auch natürliche Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse gemeint. Über mehr oder weniger aufwändige technische Prozesse können diese in für den Verbraucher verwendbare Energieformen (Kohlebriketts, Stadtgas, Heizöl, Holzpellets bzw. Holzscheite, elektrischer Strom), die sogenannte Endenergie, umgewandelt werden. Diese können dann vom Verbraucher mittels Haustechnik in die gewünschte Nutzenergie (Wärme, Licht, Antrieb von Geräten) umgewandelt werden.
Je nachdem, wie umfangreich und kompliziert dieser Prozess ist, ist für die gleiche Menge Nutzenergie also je nach verwendetem Energieträger eine unterschiedliche Primärenergiemenge notwendig. Der Primärenergiebedarf ist also ein Maß für den Energiebedarf über die gesamte Prozesskette und damit auch die verursachten Klimaeffekte und Umweltauswirkungen. Am Beispiel einer Hausheizung heißt das etwa: Wird mit elektrischem Strom geheizt (etwa über Nachtspeicheröfen), muss dieser Strom vorher im Kraftwerk etwa aus Kohle erzeugt werden, hier kommt es immer zu Verlusten. Der Primärenergiebedarf liegt in diesem Falle also ziemlich hoch. Beheizt man das gleiche Haus zum Beispiel mit Erdgas, ist diese Wandlungkette deutlich kürzer (natürliches Erdgas muss lediglich gereinigt und für den Leitungstransport aufbereitet werden), der Primärenergiebedarf sinkt (bei gleichem Wärme- und damit Endenergiebedarf). Durch Verwendung erneuerbarer Energien (zum Beispiel Holzpellets) kann er weiter verringert werden.
Praktisch ist für ein Haus im Rahmen einer Energiebilanz immer der Endenergiebedarf bestimmbar, Dieser gibt wieder, wieviel Energie über die Heizanlage zugeführt werden muss, um auftretende Wärmeverluste auszugleichen und die Raumtemperatur konstant zu halten. Um daraus den Primärenergiebedarf zu berechnen, nutzt man sogenannte Primärenergiefaktoren. Diese sind verbindlich für jeden Brennstoff festgelegt. Beide ermittelten Werte (Endenergiebedarf und Primärenergiebedarf) werden grafisch im Energieausweis dargestellt. Oben sehen sie ein Beispiel für ein saniertes, mit Erdgas beheiztes Einfamilienhaus.
Für die Einordnung eines Hauses etwa als KfW-Effizienzhaus ist (neben dem Wärmeverlust durch Wände Fenster usw.) der Primärenergiebedarf entscheidend. Um hier Verbesserungen zu erreichen, lohnt es sich also, über einen primärenergetisch günstigeren Brennstoff nachzudenken.
Ich habe hier versucht, die relevanten Informationen möglichst kurz zusammenzufassen. Wer tiefer in die Thematik einsteigen möchte, wird zum Beispiel hier fündig.
Bildquelle: BUND Fachgruppe Bauen und Energie