In Indien (und auch in China) existieren verschiedene Unternehmen, welche Anlagen zur Biomasse-Vergasung kommerziell vertreiben. Im Rahmen eines bearbeiteten Projektes stellte sich die Frage,ob diese in ihren Anschaffungskosten sehr günstigen Anlagen geeignet sind, in einem für "europäische Augen" plausiblen Konzept Anwendung zu finden. Die Quellenlage hierzu ist sehr widersprüchlich, die Aussagen reichen von "kein Problem" bis hin zu "funktioniert auf keinen Fall". S. Brauer recherchierte aus diesem Grund und sprach mit verschiedenen Anbietern, Anwendern und sonstigen Handlungsträgern. Hieraus ergibt sich folgendes Bild:
In Indien existieren jahrzehntelange Erfahrungen, vor allem beim Einsatz von Reishülsen und ähnlicher Stoffe. Die verwendeten Motoren sind meist keine Eigenentwicklung, sondern oft ältere Dieselmotoren, in letzter Zeit auch Gasmotoren westlicher Bauart. Es existieren keine bzw. kaum Anforderungen hinsichtlich Sicherheit oder Emissionen. Zumindest die beiden hier betrachteten indischen Unternehmen (Ankur und IISC) bieten ihre Technologien seit wenigen Jahren verstärkt auch für den westlichen Markt an. Hier kommen als Einsatzstoffe vor allem Holzhackschnitzel in Frage. Aufgrund der geringen Zeitspanne, des neuen Einsatzmaterials sowie anderer Anforderungen an Sicherheit, Emissionsverhalten und Effizienz konnten bisher noch keine positiven Langzeiterfahrungen gemacht werden. Gespräche mit den wenigen verfügbaren europäischen Anwendern zeigen jedoch, dass die Technologien grundsätzlich funktionieren, in Details jedoch stärkere Anpassungen und Nachbesserungen erforderlich waren. Außerdem erfordern die Anlagen verstärkte Aufmerksamkeit und Betreuung während der ersten Monate bis zum sicheren automatischen Betrieb. Über den Service seitens des Anlagenbetreibers wurde sich überwiegend negativ geäußert, allerdings mit der Bemerkung, dass sich das aktuell deutlich gebessert hätte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Anlagen aufgrund Ihrer deutlich geringeren Anschaffungskosten eine interessante Alternative zu den wenigen verfügbaren europäischen Vergasungstechnologien sowie zur Dampfturbinen-Verfahren bieten. Eine schlüsselfertige, robuste und zu 100 Prozent zuverlässige Lösung stellen sie allerdings nicht mehr. Stattdessen erfordern die Anlagen vom Nutzer die Bereitschaft zur Anpassung und Verbesserung, zum betreuten Betrieb über 6 bis 12 Monate sowie eine gewisse Risikobereitschaft aufgrund fehlender Langzeiterfahrungen. Hier können sich auch Schwierigkeiten bei der Erlangung von Bankkrediten zur Finanzierung ergeben.
Die obigen sowie weitere Ausführungen sind im beigefügten pdf-Dokument enthalten.
Bildquelle: Ankur Scientific