UBA-Vorschlag zu Biomasse-Nachhaltigkeitskriterien

Veröffentlicht: 10.11.2010

Das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau legt im Rahmen des Forschungsprojekts "Bio-global" Vorschläge für Strategien und Kriterien zur nachhaltigen Biomasseerzeugung vor. "Die Nutzung von Bioenergie ist nur dann sinnvoll, wenn deutlich weniger Treibhausgase entstehen als bei fossilen Energieträgern und wenn keine Nachteile für die Umwelt auftreten“ erklärt Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes. Das UBA befürwortet daher die Bindung des Einsatzes von Biomassen an Nachhaltigkeitskriterien.

Einige der erarbeiteten Punkte stimmen mit den Kriterien von Lupulo überein, andere nicht. Im Folgenden soll hierzu eine kurze Übersicht gegeben werden:

  1. Im Bericht wird die Mehrfachnutzung von Biomasse (Kaskadennutzung) berfürwortet. Das bedeutet: Erst nach einer Mehrfachnutzung werden die Abfall- und Reststoffe für die Energiegewinnung eingesetzt. So sollte z. B. Holz zuerst stofflich in Form von Möbeln oder Bauholz verarbeitet werden, dann im Sinne der Nutzungskaskade als Ausgangsmaterial für die Holzwerkstoffindustrie Verwendung finden und erst danach energetisch genutzt werden. Diese Herangehensweise deckt sich im Wesenlichen mit der von Lupulo favorisierten vorrangigen Nutzung von Rest- und Abfallstoffen.
  2. Langfristig sollen Nachwachsende Rohstoffe vorrangig auf Flächen angebaut werden, die sich für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion nicht oder nur eingeschränkt eignen. Auf degradierten Flächen kann mit dem Biomasseanbau viel Kohlenstoff gebunden werden. Der Anbau von Energiepflanzen darf nicht negativ auf die Biodiversität wirken und keine indirekten Landnutzungsänderungen auslösen. S. Brauer von Lupulo meint: Die letzte Aussage gilt auf jeden Fall. Allerdings kann bei geeigneter Anbauweise Biomasse auch auf "gutem Ackerland" nachhaltig bereitgestellt werden, ohne dass dieses Land auf Dauer von der Nahrungsmittelproduktion ausgenommen wird. Voraussetzung ist das ausreichende Vorhandensein von Ackerfläche, was in Europa gegeben ist.
  3. Langfristig müssen Nachhaltigkeitsanforderungen für alle Biomassen etabliert werden. Das UBA setzt sich dafür mit weiteren Forschungsprojekten ein. Lupulo meint: Das ist richtig, die Beschränkung auf flüssige Energieträger ist nicht nachzuvollziehen.
  4. Es ist nötig, auch in andere bestehende globale Konventionen wie z.B. den clean development mechanism (CDM) des Kyoto-Protokolls zur UN-Klimarahmenkonvention sowie in die Diskussion um REDD (reduced emissions from deforestation and forest degradation) Nachhaltigkeitskriterien für die Biomasse zu verankern. Lupulo meint: Auf jeden Fall, denn nur so ist eine sinnvolle Integration auch in internationale Projekte mit starkem ökonomischen Druck möglich.

Insgesamt bleibt zu bemerken, dass eine Detailbetrachtung der für die Biomassebereitstellung essentiellen Vorketten Land- und Forstwirtschaft im Projektbericht nicht stattfindet. So bleiben für eine nachhaltige Gestaltung des Biomasse-Bereitstellungsweges naheliegende Wirtschaftsweisen wie Agroforstsysteme, Mittenwaldbewirtschaftung oder Ökolandbau unberücksichtigt.

Der Forschungsbericht sowie weitere Materialien zum Projekt können hier heruntergeladen werden.

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