Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke behindern zukünftigen Ausbau erneuerbarer Energien

Veröffentlicht: 02.09.2010

Atomkraft und erneuerbare Energien ergänzen sich nicht, sondern werden sich bei einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2020 sogar behindern. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE) erstellte Studie des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystetechnik (IWES).

Unter Berücksichtung realer Wetterdaten wurde der hier der Strombedarf eines Modelljahres simuliert. Unter Annahme einer Verdreifachung der installierten Stromkapazität aller erneuerbaren Energieformen bis 2020 wird deutlich, dass diese die Stromnachfrage über viele Stunden im Jahr bereits decken können. Der bereitgestellte Strom (vorrangig aus Wind- und Wasserkraftwerken) unterliegt allerdings stärkeren wetterbedingten Schwankungen als bisherige Grundlastkraftwerke auf Basis von Kohle oder Atomkraft. Unter Beibehaltung des Einspeisevorrangs für erneuerbare Energien müssen die verbleibenden Kraftwerke schnell und flexibel die verbleibende Strommenge (Residuallast) abdecken können. Kernkraftwerke sind aufgrund ihrer eingeschränkten Regelbarkeit dazu nicht in der Lage.

Hier wird ein großes Konfliktpotenzial für die Zukunft deutlich: bleiben Atomkraftwerke am Netz, zieht das langfristig eine Abschaffung des Einspeisevorrangs für erneuerbare Energiequellen nach sich!

Davon abweichende Ergebnisse werden durch eine Studie des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) ermittelt. Das methodische Vorgehen ähnelt der IWES-Studie, allerdings werden hier ein deutlich geringeres Ausbaupotenzial der erneuerbaren Energien sowie eine höhere Flexibilität der Atommeiler zugrunde gelegt. Diese Studie wird von Armin Simon in der Fachzeitschrift "Erneuerbare Energien" 09/2010 kritisch betrachtet. Wie dort dargelegt, sind die genutzten Betriebsparameter der Atomkraftwerke wiedersprüchlich zu Betriebshandbüchern und Unterlagen der Atomaufsicht und unterstellen eine deutlich höhere Flexibilität als real machbar.

IWES-Studie: http://www.bee-ev.de/Energieversorgung/Strom/EE-Simulation-2020.php

IER-Studie: http://www.ier.uni-stuttgart.de/publikationen/onpub_veroeffentlichungen.html